Mittwoch, 10. März 2010

Und ab damit in die Kiste: Heute - die guten Vorsätze!

Jeden Tag eine Kiste, das ist die Devise ... Heute habe ich den ganzen Tag mit meiner Freundin Isabel verschwatzt. Wir haben in ihrer wunderschönen Küche gesessen und den Tag über die Betrachtung von Horoskopen verstreichen lassen. Und hinter uns werkelten die Handwerker an Isabells neuem Seminarraum, trugen Platten und Balken und Stapel umher, rührten Teige und Panaden und Farben und sprachend abei in den gluturalen Tönen des Ostens.

Inmitten von Um- und Aufbruch zu sitzen, völlig gelassen angesichts wachsenden Chaos und Bauschutts literweise Kaffee und Croissants zu vertilgen und dabei die energetischen Webmuster unserer Leben zu studieren, das hat schon etwas ganz Eigenes. Und während die Eine ihr Domizil ausbaut um darin endlich ganz zu Hause zu sein packt die andere ihr ganzes Leben in ein paar Kartons um Heimat im unterwegs sein zu finden.

Viele meiner Freundinnen sind inzwischen Hausbesitzerinnen, wobei machmal nicht ganz klar ist, wer und welche hier wen "besitzt". Ich bin da eher wie die Jungfrau zum Kinde zu "meinem" Haus gekommen, und das, weil ich eben nie etwas eignen wollte, das "immobil" ist. Zu lange und zu ausgiebig habe ich als Kind meine Zeit auf den diversen Baustellen meiner Eltern verbracht, die jede eh schon gering bemessene Stunde Freizeit schluckten. Und zu drückend sind meine Erinnerungen an die prekären Wohnsituationen inmitten von Baumaterial, Abbruch und abgebauten Möbeln ...

Dennoch kann ich ihn gut verstehen, diesen Wunsch nach einem Ort, von dem dich (hoffentlich) niemand vertreiben kann, an dem du das Maß aller Dinge bist, in den du dich zurückziehen kannst, wenn draussen in der Welt mal wieder der Wind hart umeinander bläst. Aber ich bin nie in den Genuss derart viel Geldes gekommen, dass eine Anschaffung erreichbar erschienen wäre. Und wenn, wäre es wohl eher das Haus am windumtosten Strand oder die Waldhütte geworden.

Jetzt aber wird mein erstes "Haus" ein Wohnwagen sein, auch so eine Erinnerung aus Kindheitstagen. denn während mein Vater zu "Erholungszwecken" auf den Azoren oder in der Karibik weilte, musste meine Mutter und wir drei Kinder mit dem sauerländichen Campingplatz Vorlieb nehmen. Nicht, dass ich unbedingt geren getauscht hätte. Die Karibik war mir damals ungefähr so abstrakt wie heute die Apfelmännchen. Und die Spiele am rheinischen Strand (unserem späteren Dauerstandort), die festen Freunde, die auch jedes Jahr pünktlich zum Saisonstart wieder auftauchten, die Lagerfeuer und das provisorische Leben ermöglichten uns Kindern einen Freiraum, den heutige kleine Menschen in Robinsonclubs und ähnlichem trotz oder wegen des hohen Comforts wohl vergeblich suchen. Einfachheit hat eben auch seine Vorteile.

Aber ich erinnere mich auch an stinkende Chemieklos, die Enge im winterlichen Wohnwagen, den Stumpf- und Dumpfsinn der abgehalfterten Nachbarn, die das schon damals scherenweite Unverhältnis der Einkommen an den Campingplatzstrand gespült hatte. An die Grabenkämpfe über die mit Petunien abgesteckten Stellplatzgrenzen, den Geruch angebrannter Schnitzel und die "Jeder-sieht-Alles"-Mentalität. mit der wir notgedrungen leben mussten auf 20 qm Rasenfläche mit Stromanschluß. Einfachheit hat eben auch ihre Nachteile.

Nach Jahren des plastikummantelten Lebens in und auf fahrbaren Heimen schwor ich mir damals, nie wieder in dieses spießbürgerliche Idyll von einem "freien" Leben zurück zu kehren. Wie eine sieht halten manche Vorsätze weniger lang als ein Leben so dauern kann.

Also ab damit in die Kiste! Nach 45 Wintern und ebensovielen Neujahrsnächten weiß eine sowieso, dass gute Vorsätze meistens die erste Woche nicht überleben. Und außerdem macht sich ja bekanntlich schuldig, welchEr in, mit und unter Vorsatz handelt. Trotz bester Absichten ist eben oft nicht abzusehen, wohin sich ein Leben so entwickelt. Und wenn wir immer nur unseren Vorhaben treu blieben, wie sollte uns dann die glückliche Fügung, der Zufall und das lebendige Leben erreichen?

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